2006/4 Auf dem Weg sein – Katholisch – Apostolisch

Die sieben Gesichter unserer Gemeinschaft

Ein Grundwort christlichen Lebens sagte KARDINAL LEHMANN am Christkönigsfest 2000 ist Communio und Missio, Gemeinschaft und Sendung, und gilt für alle Gemeinden und Gemeinschaften. Zum Zeugnis des Lebens muss das Wort des Lebens hinzukommen. Er macht darauf aufmerksam, dass nicht nur im Zeugnis des Lebens, sondern gleichermaßen auch im Zeugnis des Wortes das Apostolat seine Kraft entfaltet (2. Vatikanisches Konzil).
Diesen Auftrag bekräftigen wir immer im Gottesdienst beim Sprechen des Glaubensbekenntnisses: “ … die eine heilige katholische apostolische Kirche … „.

Katholisch (v. gr.) steht für das Wort das Ganze/offen/allumfassend; sich für andere öffnen. Gemeinschaft mit anderen Menschen haben – mit Frauen und Männern, mit Jung und Alt; sie Anteil nehmen lassen an unserem Leben nicht nur in schönen Zeiten, gerade auch in unserer Unvollkommenheit und Schwachheit. Wenn wir offen und ehrlich dem anderen entgegentreten, kann es auch Gewinn für uns und andere sein. Mit anderen teilen ist gegenseitiges Geben und Nehmen. Aber es braucht offene Augen und Ohren, Mut und direkte Zuwendung, um die Bedürfnisse unserer Mitmenschen zu erspüren.
Offen sein, bereit sein nach außen, auch Zeugnis geben. Wir Christen sind nicht nur zum Aufbau der kirchlichen Gemeinschaft befähigt, sondern auch zur Sendung berufen, wie es im 1.Petr. 3,15 heißt. Christliches Leben gewinnt eine befreiende Kraft, die befähigt zur Solidarität und Liebe gegenüber dem Nächsten. (Mt. 25,40).

Offen sein ist eine Haltung, die danach strebt, die von Gott empfangene Liebe weiterzugeben an alle Menschen. Zuerst gegenüber dem Lebenspartner, auch wenn ich nicht im Stimmung bin. Offen bin ich, wenn ich meiner Liebe keine Grenzen setzen will und niemanden ausschließe. Jesus spricht von einer bedingungslosen Liebe. (Joh.15,12).

Als Christen haben wir die Freiheit, über soziale, kulturelle oder auch enge religiöse Grenzen hinauszuwachsen. Diese von Jesus Christus gegebene Freiheit wird unsere Beziehung bereichern, wenn sie von tiefem Respekt und gegenseitiger Anteilnahme bestimmt wird. Die persönliche Beziehung zu Gott und dem Mitmenschen spiegelt sich wider in der geistlichen Verbindung zweier Ehepartner und sollte keine private Angelegenheit allein sein.
Die Möglichkeit von unseren Erfahrungen und vom Glauben zu sprechen, ist so bunt und vielfältig, wie die Situation unseres Lebens, in die wir gestellt sind. Aus Lebenszeugnis und Zeugnis des Wortes resultiert unser Auftrag.

Hier kommt nun der zweite Begriff: Apostolisch (Apostel: Gesandter, Sendbote) zum Tragen: Aus dem Glauben leben und gelebtes Zeugnis sein. Wir alle sind zu Send­ boten aufgerufen: „Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund.“ (Mt. 12,34). In der Enz. Evangelii Praecones von Pius XII., 1951) heißt es: „Die Familie empfing selbst von Gott die Sendung, Grund- und Lebenszelle der Gesellschaft zu sein … wenn schließlich die Familie zu echter Gastfreundschaft bereit ist … Gerechtigkeit und andere gute Werke zum Dienst aller notleidender Brüder fördert … „

In vielfältiger Weise, in familiären, sozialen und kulturellen Bereichen des Lebens können wir selbst zu Aposteln – zu Gesandten Christi – werden (vgl. 2. Kor. 5,20); jeder persönlich in seinem eigenen Lebensbereich, aber auch gemeinsam mit anderen, wie z.B. in der ME-Gemeinschaft. Unsere Gemeinschaft kann Paaren oder Familien einen Lebensraum anbieten, gelebtes Christsein zu erfahren, Beziehungen zu gestalten und zu festigen.

So wollen wir gemeinsam als Paar wie auch als Gemeinschaft danach streben, die Liebe Gottes auszugießen. Wir dürfen vertrauen, so wie der Heilige Geist die Apostel und die Jünger gestärkt hat ohne Furcht vor die Menschen hinzutreten, so ist uns durch ihn auch Jesus Christus nah wie es in Mt. 28,16-20 heißt (“ … seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“). Wir dürfen, als in die Welt Gesandte, diese liebe, die aus Gott kommt, weitergeben. Ein Leitspruch von Mutter Teresa könnte uns dabei helfen:
„Es kommt nicht darauf an, was man tut, sondern mit wie viel Liebe man es tut“.


Dialogfragen:
  • Wo spüre ich in meinem Alltag die Kraft Gottes? Wfim, wenn ich dir das mitteile?
  • Was hilft mir oder was hindert mich, nach SEINER Zusage zu handeln
    – in unserer Beziehung
    – in der (ME-)Gemeinschaft. Wfim?
  • Wenn ich höre: „Das Zentrum der christlichen Botschaft ist die Gottesliebe und Nächstenliebe, wfim?
  • Ich möchte auch im Alltag geistlich leben,
    – was brauche ich dafür,
    – was erbitte ich von dir,
    – was hindert mich?
    Wfim, wenn ich dir das sage?
  • „Herr du sendest mich in diese Welt. Das ist nicht irgendwo, sondern hier in …. “ Welchen Auftrag höre ich für mich in diesem Gebet? Wfim?
  • Wann und wo habe ich den Anruf Gottes wahrgenommen (in Familie, Nachbarschaft, Beruf, Pfarrgemeinde, ME-Gemeinschaft)? Wfim, wenn ich dir das mitteile?
  • Wir sind berufen weiterzugeben, was wir empfangen haben. Wo habe ich das in der letzten Zeit gelebt?
  • Wie fühlte ich mich dabei?
  • Wie oder wo können wir als Paar den apostolischen Auftrag leben? Wfim?
  • Was hilft mir und was hindert mich offen zu sein? Wie geht es mir damit?
  • Wfim, wenn ich nur schwer von dem erzählen kann, was mich bewegt und trägt? Wfim?
  • Ich fühle mich berufen, etwas mir Wichtiges mitzuteilen. Welche Gedanken und Gefühle habe ich dabei?
  • Wann und wo habe ich mich in Offenheit und Vertrauen anderen mitteilen können? Wie fühle ich mich diesbezüglich?
  • „Gastfreundschaft – Gerechtigkeit – gute Werke“ in welchen dieser Bereiche könnte ich konkret apostolisch wirken? Wfim?
    – Wie könntest du mich dabei unterstützen?
    – Wfim, wenn ich dich darum bitte?
  • Wfim, wenn ich an meine Ängste und Hindernisse denke, um katholisch apostolisch voll zu leben?
  • Wfim, wenn ich einer neuen Dialoggruppe zugeordnet werde und meine alte aufgebe?
  • Ich denke an eine Not in meinem Umfeld, welche Gedanken und Gefühle löst sie in mir aus, wenn ich mich als „Gesandter Christi“ sehe? Welche deiner/meiner Eigenschaften können dabei eine Hilfe sein? Wfim? Was bedeutet das für unsere Beziehung/für die (ME)-Gemeinschaft? Wfim?
  • Lasse ich dich teilnehmen an dem, was mich bewegt? Wo brauche ich deine Hilfe? Wfim, wenn ich darum bitte?
  • Wo habe ich erlebt, dass Vertrauen und Wertschätzung von anderen mir neue Kraft gaben, Glauben zu leben? Wfim?
  • „Es kommt nicht darauf an, was man tut, sondern mit wie viel Liebe man es tut“. Wo ist mir das gelungen und wfim, wenn ich daran denke?