2007/4 Vertrauen überwindet Angst

Das ME-Wochenende ist ein Weg, der uns von der Angst und dem Misstrauen zum Vertrauen und Glauben führt.

Eine wichtige Basis jeder guten Beziehung ist das Vertrauen. Es gibt Gefühle, die wir am liebsten verbergen würden. Dann bleiben wir damit aber auch allein. Wenn wir einander alles sagen können, was uns in unserem tiefsten Inneren bewegt und dabei fest an die Liebe des Partners glauben, dann können wir ihm damit ein großes Geschenk machen. Und wir dürfen uns durch seine Liebe und Annahme beschenken lassen. Diese Art des Umgangs mit schweren Gefühlen wird sich im Laufe der Zeit heilend auswirken.

Plagen mich Selbstzweifel, glaube ich keinen Wert zu haben, so kann ich auch nicht daran glauben, wertvoll für andere zu sein. Erst wenn ich meinen Selbstwert sehe, bin ich stark genug, mich selbst zu lieben und mich von anderen lieben zu lassen. Das ist ein Akt des Glaubens: Ich glaube daran, von Gott geliebt und so gewollt zu sein wie ich bin. Und ich kann glauben, dass du mich liebst und kann das Risiko eingehen, dir zu vertrauen. Auf diesem Weg braucht es persönliche Erfahrungen. Vor allem positive Erfahrungen können mir helfen, mich dir zu öffnen. Viele gute Worte, die ich schon im Liebesbrief von dir erhalten habe, helfen mir auch, daran zu glauben, dass du mich wirklich liebst. Aber auch das liebevolle Ausdrücken von negativen Erfahrungen kann sich beziehungsfördernd auswirken.

Es sind Ängste, die unsere Bereitschaft zu vertrauen beeinträchtigen:

  • Angst vor großer Nähe, mich ganz auszuliefern, schlecht dazustehen
  • Angst, die Kontrolle über mein eigenes Leben aus der Hand zu geben
  • Angst, mich auf etwas einzulassen, was Veränderungen nach sich ziehen könnte
  • Angst, enttäuscht, nicht verstanden, nicht ernst genommen zu werden
  • Angst, mit etwas Schmerzlichem in Berührung zu kommen
  • Angst, der Partner könnte das ihm Anvertraute gegen mich verwenden
  • Angst vor Zurückweisung und vor der Reaktion des Partners

Vertrauen schenken im Dialog ist eine Entscheidung, meine schweren Gefühle mitzuteilen.

Das verlangt von uns eine Entscheidung in zweierlei Hinsicht. Zum einen muss ich mich entscheiden, meine eigenen Hindernisse und Ängste zu überwinden und zu dem zu stehen, was ich dem Partner von mir sagen will. Zum anderen ist es eine Entscheidung, an die Liebe des Partners zu glauben und zu vertrauen, dass diese stark genug ist, Schwieriges und Schmerzliches auszuhalten. Und ich glaube daran, dass er mich nicht ablehnt, auch wenn er mich mit meinen
Gefühlen nicht verstehen kann.

Vertrauen schenken beinhaltet aber auch, dass wir einfühlsam bleiben für den Partner, dem wir unser Vertrauen schenken. Es bedeutet, ihm im Blick zu behalten und mich so mitzuteilen, dass er mich damit möglichst gut hören und annehmen kann. Mein Partner soll wissen, weil ich an seine Liebe glaube,
entscheide ich mich, mich ihm zu öffnen.

Roswitha und Andreas Gumprecht


Besinnungsfragen:
  • In welchen Situationen ziehe ich es vor, mich zu verschließen anstatt mich dir zu öffnen?
  • Was brauche ich von dir, um mich dir mitzuteilen?
  • Was bedeutet es für mich, Dir Schwieriges bzw. Schmerzliches mitzuteilen? Was hilft mir, dir mit dem Herzen zuzuhören?
  • Was hilft mir, dir meine Gedanken und schweren Gefühle mitzuteilen?
  • Was bedeutet es für mich, von dir angenommen zu sein?
  • Ich konnte dir etwas anvertrauen. Was half mir dabei?
  • Was sind meine Hindernisse (Ängste), die es mir manchmal schwer machen, mich dir ganz anzuvertrauen?
  • Welche Erfahrungen konnte ich machen als ich mich im Dialog zum Vertrauen entschieden habe?
  • Was hilft mir, dir mein Vertrauen zu schenken?
Dialogfragen:
  • Ich muss mir deine Liebe nicht verdienen! Wfim, wenn ich diesen Satz höre?
  • Ich habe Angst, wenn ich dir etwas anvertraue, meine Eigenständigkeit zu verlieren. Beschreibe dich und dein Gefühl so genau wie möglich!
  • Welche Gefühle bewegen mich, wenn ich dir etwas Belastendes anvertrauen will?
  • Was spüre ich, wenn ich mich entschieden habe, einen Schritt des Vertrauens auf dich zuzumachen?
  • Welche Gefühle bewegen mich, bevor ich mich dir anvertraue?
  • Wie geht es mir, wenn ich mich dir spontan anvertraue, ohne dich vorher in den Blick zu nehmen und mich dann nicht gehört erlebe?
  • Bei welchen Gefühlen fällt es mir besonders schwer, sie dir mitzuteilen, weil ich mich dabei verletzlich erlebe? Beschreibe diese Gefühle möglichst ausführlich und liebevoll!

Beitragsbild: Fabiano Ventura
Agentur Visualimpact