Lasst Euch das Wort „Wertschätzung“ mal auf der Zunge zergehen, denn darin findet ihr neben dem Wert auch den Schatz. Etwas Wertvolles ist ein Schatz. Weiter gedacht bedeutet dies: Jeder Mensch ist wertvoll und gut, so wie er ist. Also er ist in seinem Wert ein Schatz.
Das wissen wir, aber sagen wir unserem Nächsten das auch? Lassen wir es ihn wissen, was wir an ihm schätzen? Jeden Tag aufs Neue, immer wieder?
Gott sagt uns auch immer wieder seine Liebe zu. Wir sind Gott seinen Sohn wert. Für uns wurde bereits der höchste Preis bezahlt. Jesus ist für uns am Kreuz gestorben. Im ME-Wochenende hören wir den Satz „Gott macht keinen Mist“. Er hat uns so erschaffen, wie wir sind und wir sind gut so. In Gottes Augen sind wir alle Schätze, weil wir nach seinem Ebenbild erschaffen wurden.
Johannes Paul II. führte dazu aus, dass die Spiritualität der Gemeinschaft auch die Fähigkeit besitzt, vor allem das Positive im anderen zu sehen, um es als Gottesgeschenk anzunehmen und zu schätzen: nicht nur ein Geschenk für den anderen, der es direkt empfangen hat, sondern auch ein „Geschenk für Mich.“ Indem ich mich übe, dir wertschätzend gegenüber zu treten, findest du mehr und mehr zu deinem Wert und ich entdecke dich gleichzeitig immer mehr als kostbaren Schatz. So wächst unsere Liebe und unser Selbststand.
Wenn ich von dir gesagt oder geschrieben bekomme, was du an mir schätzt, dann streichelt dies meine Seele, dann hilft mir dies noch mehr, an mich zu glauben. Ich bekomme Ansehen und es steigert meinen Selbstwert. Höre ich deine Wertschätzung immer wieder, so glaube ich, dass ich richtig und gut bin, so wie ich bin. Das gibt mir in meinem Wert Sicherheit und ich fühle mich frei und wachse. Mir wird warm ums Herz.
Wenn ich mich nicht als wertvoller Mensch erlebe, wenn dieser Wert verschüttet ist und du sagst mir, was du an mir schätzt, dann kommt mein Wert oft wieder an die Oberfläche und ich kann dann wieder an meine Fähigkeiten und an mich selbst wieder glauben und mich lieben.
Wir schreiben zu Beginn des Liebesbriefes immer eine Wertschätzung. Ich brauche sie wie das tägliche Brot. Sie ist mir Nahrung und Zusage deiner Liebe. Wenn wir zu einem Thema einen Liebesbrief schreiben, wo wir schwere Gefühle haben, so ist sowohl das Schreiben als auch das Lesen der Wertschätzung ein weiches Kissen, wo die schweren Gefühle etwas abgepuffert werden. Diese Wertschätzung gibt mir eine andere Sicht auf dich. Sie bringt mich dir näher und ich spüre Verbundenheit. Ich kann leichter im Vertrauen dir meine schweren Gefühle mitteilen. Die schweren Gefühle sind immer noch da, doch mein Umgang, mein Vertrauen ändert sich, weil ich deiner Liebe sicher bin.
Wertschätzung schreiben bedeutet: Ich stelle dich vor mein inneres Auge und mache mir bewusst, dass du ein wertvoller Mensch bist, an dem ich Vieles schätze.
Ich erinnere mich an eine Begegnung oder etwas, was mir gut getan hat und das melde ich dir mit meinen empfundenen Gefühlen zurück. So wird mir konkret bewusst, wie sehr du mein Schatz bist. Schätzen kann ich auch, wenn ich weiß, dass dir etwas schwer fällt zu sagen oder zu tun und du tust es mir zuliebe. Oder ich erinnere mich an eine Situation oder Aktion, wo du zu dir gestanden bist und für dich Sorge getragen hast, dann kann ich dieses wertschätzen.
Übe ich diesen wertschätzenden Blick immer wieder ein, so ändert sich unser Wohlwollen zueinander. Ich komme plötzlich nicht mehr zu kurz, denn ich gebe nicht nur, sondern ich erhalte auch Wertschätzung. So wird dieser positive Blick zur Lebenshaltung, wo nicht nur der Partner und ich von profitieren, sondern auch meine Mitmenschen.
Wir sind alle auf Wertschätzung angewiesen, weil wir alle Hunger haben nach Anerkennung und glücklich machenden Erfahrungen.
Wenn ich Wertschätzung erfahre, so erfahre ich jedes Mal Freude und werde großzügiger im Austeilen. Ich darf jemandem Ansehen und Aufmerksamkeit verleihen und mache die Welt freundlicher. Durch mich wird die Liebe Christi erfahrbar, wenn ich mich nicht nur als geliebtes Kind erlebe, sondern auch
anderen vermittle, dass sie geliebt sind.
Paare der Region Köln unter der Leitung von Birgit und Joachim Stötzel
Dialogfragen
- Wie fühle ich mich, wenn du mir Wertschätzung schenkst?
- Wie fühle ich mich, wenn ich dir Wertschätzung schenke?
- Was löst die Aussage in mir aus, wenn ich höre: „Jeder Mensch ist in seinem Wert ein Schatz“?
- Wann fällt es mir leicht, dir eine Wertschätzung zu geben? Wie fühle ich mich, wenn ich dir das schreibe?
- Wann fällt es mir schwer, dir eine Wertschätzung zu geben? Wie fühle ich mich, wenn ich dir das schreibe?
- Wie fühle ich mich, wenn ich dir lange keine Wertschätzung gegeben habe?
- Wie fühle ich mich, wenn du mir lange keine Wertschätzung gegeben hast?
- Wie fühle ich mich, wenn ich den Satz höre: „Ich bin Gottes geliebtes Kind“?
- Wie fühle ich mich, wenn ich mir bewusst mache, dass durch mich Gottes Liebe sichtbar wird, wenn ich dich wertschätze?
- Gibt es Situationen, wo mir deine Wertschätzung nicht gut getan hat? Wie fühle ich mich, wenn ich dir das jetzt schreibe?
- Wie fühle ich mich, wenn ich ein Kompliment von dir bekomme?
- Ich erinnere mich an ein Kompliment, dass ich von dir erhalten habe. Welche spontanen Gedanken und welche Gefühle hatte ich?
- Wie fühle ich mich, wenn ich anderen Menschen eine Wertschätzung gebe?
- Wie fühle ich mich, wenn ich mir bewusst mache, dass ich Wertschätzung von dir brauche?
- Wie fühle ich mich, wenn ich mir bewusst mache, dass du Wertschätzung von mir brauchst?
- Wie fühle ich mich, wenn wir als Paar wertgeschätzt werden?
- Wie fühle ich mich, wenn uns als Paar eine Wertschätzung für unseren Dienst in der Gemeinschaft geschenkt wird?
- Ich erinnere mich an eine Situation, in der es mir schwer fiel, Wertschätzung anzunehmen. Was war mein stärkstes Gefühl?
- Welche Worte und Verhaltensweisen schätze ich besonders? Wie geht es mir damit?
- Welche Bedeutung hat für mich die Wertschätzung im Dialog und im Alltag? Wie fühle ich mich bei meiner Antwort?
Beitragsbild: Birgit Stötzel