2012/2 Vertrauen

Einstieg

Das Thema Vertrauen hat uns vom ersten Moment an elektrisiert und begeistert.

Wir haben uns dem Thema genähert, indem wir erkundeten, wo kommt denn eigentlich dieses Wort her. So haben wir herausgefunden, dass es seit dem 16. Jahrhundert bekannt ist und ursprünglich mit der Bedeutung „stark, fest, sich trauen“ verwendet wurde.

Heute sprechen wir von Vertrauen, wenn wir zu Bezugspersonen oder zu Organisationen eine bestimmte Erwartung an ihr zukünftiges Handeln haben. Vertrauen wird durch gemeinsame Werte und moralische Vorstellungen geprägt. Es gründet auf Glaubwürdigkeit, Verlässlichkeit und Authentizität. Vertrauen wirkt sich bereits in der Gegenwart aus, ist aber auch stark auf die Zukunft ausgerichtet.

Die Grundlegung des Vertrauens erfolgt in der Kindheit:

  • ob Menschen da sind, wenn ich sie benötige, oder ob sie uns allein lassen
  • ob sie sich an Absprachen halten oder sie nicht einhalten
  • ob sie ehrlich sind oder uns anlügen,
  • ob sie uns lieben oder uns ablehnen
  • ob sie unsere Bedürfnisse und Rechte anerkennen oder nur an sich denken

Dem Vertrauen können wir in drei Dimensionen nachspüren:

  • Vertrauen in uns selbst
  • Vertrauen zu anderen Menschen
  • Vertrauen zu Gott

Wir haben uns Dialoge zum Thema Vertrauen geschrieben und sind dabei drei Schritte gegangen:

1. Ich vertraue mir – Selbstvertrauen

Als ich mich selbst zu lieben begann
Habe ich verstanden, dass ich immer und bei jeder Gelegenheit
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin
Und dass alles, was geschieht, richtig ist-
Von da an konnte ich ruhig sein.
Heute weiß ich: Das nennt man VERTRAUEN

Charlie Chaplin (an seinem 70. Geburtstag)

Konstanze
Vertrauen, mir fiel sofort der verlorene Sohn aus dem Evangelium ein. Er hat sich getraut zu seinem Vater zurück zu kehren, auch wenn er nur Knecht sein wollte. Trauen, erste Schritte wagen. Bei Vertrauen ist schon eine Beziehung da. Auf dieser Grundlage, diesem Felsen kann ich mich einiges trauen, wagen. Mein Glaube an Gott ermöglicht es mir den ersten Schritt zu wagen auf andere zu, weil ich mich bei ihm geborgen weiß. Daraus erwächst Selbstvertrauen, eine wichtige Voraussetzung für Vertrauen – schenken und Vertrauen – erhalten.

Der Gedanke, dass wir unser Selbstvertrauen aus der Zusage Gottes „ich bin da“, „du bist mein geliebtes Kind“ nähren können, gefällt mir gut.

Manchmal gelingt es mir nicht, auf meine Gaben zu vertrauen, dann bin ich ängstlich und möchte mich am liebsten verstecken, verkriechen. Wenn ich aber auf mich vertraue, dass es gut ist wie ich bin, dass ich anderen Freude bereiten kann, dass ich anderen helfen kann, ihnen Mut machen kann, dann fühle ich mich stark, bin froh und dankbar. Ich spüre, wie eng doch mein Zutrauen mit meinem Gottvertrauen zusammen hängt.

2. Ich vertraue anderen Menschen, besonders dem Partner

Ich freue mich, dass ich in jeder Hinsicht auf euch vertrauen kann. 2 Kor 7, 16

Wieland
Ich vertraue ja schon dem Bäcker, wenn ich ein Brot bei ihm kaufe. Es wird essbar und nicht vergiftet sein, oder das Trinkwasser aus der Leitung, es wird genießbar sein. So funktioniert selbst das ganz normale tägliche Leben nur mit vielen, vielen kleinen Vertrauensschritten. Vertrauen macht das miteinander Leben erst möglich und zudem schöner und leichter.

Um wie viel wichtiger ist da noch das Vertrauen in unserer Beziehung. Es ist quasi das Lebenselixier für unsere Beziehung. Bei uns wird Vertrauen nicht durch einen Vertrag hergestellt. Wir leben in einer Verbindung, einer Beziehung, einem Bündnis. Wenn wir unsere Beziehung lebendig halten und leben, dann ist Vertrauen in Überfülle da. Dies macht mich sehr froh und dankbar. Aber auch etwas Trauer schleicht sich mit ein, wenn ich an manche verpasste Gelegenheit denke.

Konstanze
Ich vertraue Dir, das heißt für mich, ich kann dir „Geheimnisse“ anvertrauen, Du achtest sie. Ich kann mich Dir zumuten wie ich bin, auch mit meinen Fehlern. Wenn Du mir vertraust, dann können wir in enger Beziehung leben, dann kann ich Dich leichter in den Blick nehmen und auch Deine Sorgen und Nöte mittragen. Vertrauen ist lebensnotwendig. Ohne Vertrauen müsste ich ständig auf der Hut sein und mich nach allen Seiten hin absichern.

Vertrauen ist für mich ein Geschenk. Ich empfange es und ich kann es selbst schenken. Bei diesen Gedanken spüre ich viel Freude in mir. Verletztes Vertrauen ist wie ein Bruch. Es macht mich traurig und unsicher. Dann fällt es mir schwer, neue Beziehungen einzugehen. D.h. das Leben wird ärmer. Ich bin sehr dankbar, dass ich zu vielen Menschen Vertrauen haben kann, aber auch dass viele Menschen mir vertrauen. Dies macht mich froh, wärmt und schützt mich.

3. Ich vertraue Gott – Gottvertrauen

Die aber, die dem Herrn vertrauen, / schöpfen neue Kraft, / sie bekommen Flügel wie Adler. Sie laufen und werden nicht müde, / sie gehen und werden nicht matt. Jes 40,31

Wieland
Gott-Vertrauen ist für mich ganz, ganz wichtig. Es ist, lebendige Beziehung zu ihm und mit ihm leben. Ich erlebe es, wenn ich ihn anspreche und in unsere Mitte bitte, manchmal sichtbar mit einer Kerze. Glauben, denke ich, setzt dieses Gottvertrauen voraus, oder ist es gar schon. Wenn das Vertrauen zwischen uns Menschen das Leben schon um so vieles leichter und schöner macht, um wie viel mehr müsste mich da doch das Gott- Vertrauen beflügeln und stärken. Ich denke, manchmal spüre ich dies schon, aber dann sind eben auch wieder Zweifel, die mich plagen.

Ich muss an die Geschichte mit dem Seiltänzer denken. Ein sehr sicherer und ruhiger Seiltänzer schiebt eine Schubkarre über das
Hochseil. Die Zuschauer sind begeistert. Und dann fragt er die einzelnen Zuschauer: Möchtest du dich in meine Schubkarre
setzen?

Konstanze und Wieland Wiederhold


Besinnungsfragen
  • Was bewegt mich bei dem Stichwort Vertrauen?
  • Wo und wie erlebe ich in unserer Beziehung Vertrauen?
  • Was bedeutet für mich Gottvertrauen?
  • Wann kann ich vertrauen?
  • Ich kann Vertrauen schenken! Was bewegt mich dabei?
  • Wfim, wenn ich Dir vertraue?
  • Wfim, wenn Du mir vertraust?
  • In welchen Situationen erlebe ich besonders stark Vertrauen von Dir?
  • In welchen Situationen erlebe ich besonders stark mein Selbstvertrauen?
Dialogfrage
  • Welches sind meine spontanen Gedanken und stärksten Gefühle beim Thema Vertrauen?
  • Ich vertraue Dir. Wfim, wenn ich Dir das sage?
  • Du vertraust mir. Wfim, wenn ich daran denke?
  • Ich habe den Eindruck, Du vertraust mir jetzt nicht. Wfim?Titelbild: Rita Karrer, Malerin, Regensburg