2013/1 Romanze

Wir erinnern uns sicher alle gerne an die Zeit unserer Romanze.
Wir haben Schmetterlinge im Bauch, der Himmel hängt voller Geigen, Amors Pfeil hat uns total erwischt, wir verschenken unser Herz. Ob wir nun südländisch leidenschaftlich füreinander entflammt oder eher hanseatisch kühl einander zugetan sind, kurzum – wir sind verliebt. Unsere Romanze beginnt. Ach, ist das schön! Ein wundervolles Gefühl! Wir sind wie berauscht, schweben wie auf Wolken und sind verzaubert. Die Begeisterung füreinander, das Bemühen, einander zu gefallen und die prickelnde Erregung der ersten Zärtlichkeiten nehmen kein Ende.

Diesen Zauber des Anfangs einer Liebesgeschichte erleben nicht nur zwei Menschen, die sich ineinander verlieben. Wenn ein Mensch sein Leben ganz und gar Gott weihen möchte, sei es als Priester oder als Ordenschrist, erlebt auch er diesen Anfangszauber. „Ich liebe Dich und Du bist mir wichtig, ich möchte mein Leben mit dir teilen“ ist die Botschaft, die jeder verliebte Blick, jede kleine und große Zärtlichkeit und jedes innige Gebet überbringt. Wir bringen viel Zeit und Einsatz für unsere Liebe auf und verschenken uns, geben uns ganz hin.

Unsere Romanze
Ich, Marianne, kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als ich voller Vorfreude auf die Begegnung mit Jürgen in den Zug oder ins Auto stieg, um nach Darmstadt zu fahren. Wie habe ich jede Sekunde unseres gemeinsamen Wochenendes genossen! Spaziergänge Hand in Hand, gemeinsames Essen, die tiefgehenden Gespräche, die uns einander näherbrachten, die ersten Zärtlichkeiten, vorsichtige Planungen weiterer Wochenenden, sogar eines Urlaubs… Auch wenn Jürgen sich auf den Weg machte, um mich zu besuchen, konnte ich kaum die Zeit abwarten, bis er bei mir war. Wenn ich etwas Schönes erlebte, dachte ich oft bei mir: „Oh, das muss ich unbedingt Jürgen erzählen oder noch besser, ihm zeigen.“

Was mich auf Jürgen aufmerksam gemacht hatte, war seine große Hilfsbereitschaft. Bei unserem näheren Kennenlernen beeindruckte mich außerdem seine enorme Beständigkeit und Geduld. Nur Jürgen konnte auf seine ruhige, unaufdringliche und liebevolle Weise mein verwundetes Herz heilen. Ich erlebte wie unsere Liebe zueinander stetig wuchs und wie aus einer zarten Knospe eine wunderbare Blume wurde. Rückblickend wird mir bewusst, dass ich dieses Gefühl von Geborgenheit und wohligem Glück während unserer ganzen Beziehung gespürt habe und immer noch spüre. Dafür bin ich unendlich dankbar.

Wie sah die Romanze mit Marianne bei mir, Jürgen, aus?
Sie begann zunächst für mich kaum wahrnehmbar mit einigen Treffen nachdem wir uns zum ersten Mal begegnet waren. Bei einem langen, intensiven Gespräch mit Marianne, nach meinem Geburtstag, wurde mir klar, aus uns beiden kann was werden. Ich hatte vorher lange allein gelebt und war damit auch ganz zufrieden. Auf einmal konnte ich das nächste Treffen nicht mehr abwarten. Am liebsten hätte ich mich jedes Wochenende mit Marianne getroffen. Ich fühlte mich auf „Wolke sieben“ und ich war begeistert von Marianne. Wir fuhren gemeinsam in den nächsten Urlaub um mal mehr als nur 2 Tage miteinander verbringen zu können. Die Zeit unserer Romanze war angefüllt mit Begeisterung, Zärtlichkeit, Unbeschwertheit und Hoffnung auf ein gemeinsames glückliches Leben.

Wenn ich heute darauf zurückblicke, fühle ich große Zärtlichkeit zu Marianne. Ich erkenne vieles in unserem Alltag wieder, die zärtliche Umarmung und das Küsschen morgens wenn ich zur Arbeit aufbreche oder wenn wir händchenhaltend spazieren gehen. Wir empfinden tiefe Verbundenheit, Sorglosigkeit und Geborgenheit.
Der Rückblick hat mir bewusst gemacht, dass ich die Romanze auch jetzt noch in unserer Beziehung finden kann. Das ist sehr wertvoll für mich und macht mich froh.

Unsere Romanze mit Gott
Auch Gott bietet uns seine Romanze an, unabhängig davon, ob wir im Paar, alleinstehend, als Priester oder Ordenschrist leben. Er liebt uns und seine Liebe will uns in Menschen und Ereignissen erreichen. Gottes Liebe ist ein Geschenk an uns. Er hat uns mit einer Sehnsucht nach Liebe in die Welt gestellt, denn wir sind ja nach seinem Bild geschaffen und er ist die Liebe. Und so, wie wir bei dem geliebten Menschen sein möchten, so möchte auch Jesus bei uns sein. In Johannes 17,24 betet er:“ Vater, ich will, dass alle, die Du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin.“

Wir möchten unseren Impuls mit einem Gebet aus dem Heft „Der Liebe Raum geben“ beschließen:
Guter Gott,
Du Gott des Lebens und Quelle jeder Liebe!
Wir sehnen uns danach, dass unsere Liebe lebendig bleibt auf unserem gemeinsamen Weg.
Auf diesem Weg wollen wir uns treu bleiben und den Zauber des Anfangs bewahren als kostbares Geschenk aus Deine Hand.
Wirke in uns, damit wir die Zärtlichkeit nicht vergessen, dankbar bleiben für die Schönheit des anderen und das Staunen über seine Einzigartigkeit nicht verlernen.
Denn Du hast ihn wunderbar geschaffen.
Und in ihm begegnen wir Dir.
Amen

Marianne und Jürgen


Dialogfragen zum Thema:
  • Ich denke zurück an unsere 1. Begegnung. Wfim, wenn ich Dir das schreibe?
  • Woran erinnere ich mich gerne, wenn ich an den Anfang unserer Liebe denke? Wfim?
  • Wfim, wenn ich an unseren ersten Kuss denke?
  • Wfim, wenn ich an Deinen/meinen Heiratsantrag bzw. unseren Entschluss zu heiraten denke?
  • Was lebt in mir, wenn ich an den Tag unserer Hochzeit denke? Wfim, wenn ich Dir das schreibe?
  • Welche Gefühle hatte ich als Du mir den Ehering anstecktest?
  • Wfim, wenn ich an unsere Hochzeitsreise zurück denke?
  • Ich denke an unsere ersten Tage in unserer gemeinsamen Wohnung. Wfim, wenn ich Dir das schreibe?
  • Wfim, wenn ich an unsere Hoffnungen denke, die wir am Beginn unserer Beziehung hatten?
  • Wfim, wenn ich an unsere ersten Gespräche über unseren Glauben denke?
  • Wfim, wenn ich an meine Romanze mit Gott denke?
  • Was bewegt mich, wenn ich von Jesus höre, dass ich bei ihm sein soll, wo er ist? Wfim?
  • Was spricht mich an dem Gebet (siehe Impuls Romanze) besonders an. Wfim?
  • Wfim, wenn ich an meinen Entschluss, Priester /Ordenschrist zu werden denke?
  • Was lebt in mir, wenn ich an den Tag meiner Priesterweihe/meines Ordensgelübdes denke? Wfim?

Titelbild: Wieland Wiederhold, Tiefthal