Unser Mittel für eine bessere Kommunikation ist der Dialog.
Er besteht aus dem Schreiben des Liebesbriefes und dem Austausch.
Was verstehen wir unter „Austausch“ ?
Berthold :
Das Ziel des Austausches ist es, mehr Klarheit und Nähe zu erlangen und eine liebevolle Entscheidung füreinander in aller Freiheit zu treffen.
Der Austausch beginnt also für uns mit dem Überreichen unseres Liebesbriefes. Schon hierbei drücke ich mit meiner Körperhaltung und liebevollen Gesten – wie z.B. einem Kuss – meine zugewandte Haltung aus.
Ich überreiche Brigitte nicht nur ein Heft, sondern meinen Liebesbrief. Er ist mein Geschenk an Brigitte. Ich möchte dass sie alles von mir weißt.
Ich schenke ihr darin Ehrlichkeit, Offenheit und Vertrauen.
Ich baue darauf, dass sie mich mit dem annimmt, was ich ihr mitteile.
Brigittes Liebesbrief ist Ihr Geschenk an mich. Und wie ein Geschenk behandele ich es: behutsam, mit Respekt, Vertrauen und neugierig/freudiger Erwartung auf das was sie hineingeschrieben hat.
Ich möchte sie beim anschließenden Nachfragen auch erfahren lassen, wie wichtig sie mir ist.
Ich lese ihren Brief zweimal, einmal um den Inhalt zu erfassen und dann noch einmal um sie mit ihren Gefühlen in dem Brief zu erkennen.
Brigitte:
Ganz wichtig ist für mich die innere Haltung mit der wir uns in unserem Austausch begegnen. Dies bedeutet ganz konkret: „Ich will über unterschiedliche Sichtweisen und sachliche Meinungsverschiedenheiten hinweg dir zeigen, dass du wichtiger bist als alles andere. Ich möchte mich berühren lassen von dem was dich bewegt.“
Das nennen wir auch „Zuhören mit dem Herzen“ und es hilft uns den Austausch zwischen uns zu genießen wie eine Reise, auf der uns immer wieder Neues begegnet. Aus dieser Haltung heraus stelle ich liebevoll und behutsam meine Fragen.
Uns hilft es, uns für den Austausch eine möglichst ungestörte Umgebung zu schaffen, also ohne Radio, Telefon. Wir wenden uns einander zu, schauen uns an – geben uns Ansehen – und manchmal halten wir uns an der Hand – ich bin mit dir in Berührung. Wir entscheiden gemeinsam, über welchen Brief wir zuerst austauschen. Wenn in einem der Liebesbriefe sehr starke Gefühle ausgedrückt sind, dann beginnen wir gerne mit diesem.
Eine Hilfe ist es, das Gelesene (oder einen Teil) mit eigenen Worten zu wiederholen und zu fragen: „hast du das so gemeint?“ . Dies kann ein guter „Einstieg“ sein und ist besonders dann hilfreich, wenn uns scheinbar keine passende Frage einfällt.
Wenn in dem Brief sehr starke Gefühle ausgedrückt werden, können wir nachfragen, ob es ein Bild gibt, was dazu passt.
Berthold :
Wir finden es wichtig, dass wir auch dann den Partner nachfragen, wenn „scheinbar“ alles sonnenklar ist. Nicht nachzufragen oder zu sagen „ist alles klar“ kann kaum ausdrücken, wie wichtig Brigitte mir gerade ist.
Genauso muss es möglich sein, dass der Partner (jetzt noch) nicht antworten kann. Wichtig ist es, für die Antwort die nötige Zeit zu lassen und nicht in die Falle zu tappen, einen Lösungsvorschlag zu machen.
Hilfreiche Fragen sind im Anschluss dieses Textes für euch zusammengefasst.
Für unseren Austausch ist es uns wichtig geworden, mit unseren Fragen ganz bei dem Liebesbrief meines Partners zu bleiben.
Wir spüren immer wieder, dass uns der Austausch nicht gelingt, wenn uns Hindernisse den Blick aufeinander versperren. Das größte Hindernis beim Zuhören sind unsere eigenen Gefühle, die spontan in uns ausgelöst werden, wenn uns etwas mitgeteilt wird. Sie verleiten uns dazu, zu reagieren, in dem wir uns rechtfertigen, verteidigen, auf der Sachebene diskutieren, Gegenargumente bringen, belehren, trösten, bagatellisieren.
Ein Satz (aus eigener Angst gesprochen) wie: „Es ist doch nicht so schlimm“ wird so zur Ablehnung.
Wir wünschen euch viel Freude und gute Erfahrungen für euren Austausch.
Brigitte und Berthold Lüttike
„Wie frage ich hilfreicher?“-eine kleine Handreichung für den Austausch
Das Zuhören mit dem Herzen und das Nachfragen ist der Ausdruck einer inneren Haltung, es ist keine Technik. Ich möchte mich berühren lassen von dem, was dich bewegt. Aus dieser inneren Haltung heraus stelle ich liebevoll und behutsam meine Fragen. Die Fragen dürfen nicht bedrängend sein und müssen die Antwort offen lassen: Es muss auch möglich sein, dass er/sie (jetzt noch) nicht antworten kann. Wichtig ist es auch, für die Antwort die nötige Zeit zu lassen. Solche Fragen könnten lauten:
- Ich habe bei dir …(wichtigen Inhalt des Gelesenen mit eigenen Worten wiedergeben) gehört. Hast du das so gemeint?
- Welches ist dein stärkstes Gefühl?
- Wie erlebst du es, wenn du dieses Gefühl hast?
- Wie stark ist dieses Gefühl (auf einer Skala von 1 – 10)
- Kannst du dieses Gefühl näher beschreiben (mit einer Farbe, einem Klang, usw.)?
- Welche anderen Gefühle sind noch mit dabei?
- Welches Gefühl ist hinter deinem Ärger, deiner Wut?
- Wie geht es dir jetzt, wenn du mir davon erzählst?
- Was würdest du am liebsten tun, wenn du dieses Gefühl hast?
- Was spürst du dabei in deinem Körper?
- Was hindert dich, mir mehr davon zu sagen?
- Was könnte dir helfen, mir trotzdem mehr von dir zu sagen?
- Wie geht es dir, wenn wir jetzt über dein Gefühl austauschen?
- Wie hast du dich beim Schreiben gefühlt?
- Was würde dir jetzt gut tun?
- Was wäre noch wichtig zu sagen?
- Wie fühlst du dich wenn ich dich so frage?
- Wie geht es dir jetzt, wo du es aussprichst?
- Welchen Weg siehst du mit diesem Gefühl umzugehen?
- Willst du weiter darüber reden?
- Wie fühlst du dich nach diesem Austausch?
- Welches von den Gefühlen bewegt dich am meisten?
- Hast du dich in einer anderen Situation auch schon so gefühlt?
- Welche Erinnerungen verbindest du mit dem Gefühl?
Erfahrungsgemäß ist es günstig, aus den im Liebesbrief genannten Gefühlen eines auszuwählen und sich beim Nachfragen auf dieses eine Gefühl zu konzentrieren. Dadurch ist auch in einer relativ kurzen Austauschzeit eine tiefere Begegnung möglich.
Geht auch auf die Wertschätzung ein, indem ihr wiederholt und dafür dankt.
Dialogfragen zum Thema:
- Ich schaue auf einen konkreten Austausch, bei dem mir dein Zuhören gut getan hat. Welche Gefühle hatte ich in der Situation?
- Ich schaue auf einen konkreten Austausch, was habe ich dabei als besonders wertvoll erlebt? Wfim jetzt, da ich mich dir anvertraue?
- Dein Liebesbrief ist ein Geschenk von dir an mich. Wfim bei diesem Gedanken?
- Wie geht es mir, wenn ich an meine Zuwendung zu dir bei unserem Austausch denke? Welche Gedanken und Gefühle kommen mir?
- Ich denke an einen Austausch, in dem es mir schwer fiel, ganz bei dir zu bleiben. Welches Hindernis habe ich in mir gespürt? Wfim bei meiner Antwort?
- Welche Umgebung / Handlung erleichtern es mir, mich ganz auf dich zu konzentrieren? Was möchte ich dafür tun? Wfim bei meiner Antwort?
- Was hilft mir, liebevolle Fragen zu stellen auch wenn wir unterschiedliche Sichtweisen haben?
- Wenn ich den Satz lese „Du bist wichtiger als alles andere.“ Welche spontanen Gedanken und Gefühle entdecke ich in mir?
Titelbild: Gabi Hottinger