Wir wollen uns in 2015 mit dem Thema Glauben beschäftigen. Es ist ein sehr sensibler Bereich, wenn ich über meinen eigenen Glauben rede. Aber wir denken, es lohnt sich, uns diesem wichtigen Lebensbereich zu nähern. Wir können unseren Glauben lebendig entfalten, wenn wir es lernen darüber zu reden. Die Anregung bzw. den Anstoß zu dieser Themenreihe haben wir durch das Weiterbildungs-WE „Glauben – ein Abenteuer“ erhalten.
Wir wollen uns dem Thema mit einer ersten Besinnungsfrage nähern:
Was fällt mir beim Stichwort -Glauben- ein?
Unsere Erfahrung ist, wir können den Glauben nicht an ein paar Sätzen fest machen und dann meinen, jetzt haben wir das Thema im Griff. Eine Musik, ein Text, ein Gedicht können uns sensibel machen, öffnen, um einen Schritt weiter zu kommen.
Uns hat ein Besinnungstext von U. Schaffer (Auszug) dabei geholfen.
Die große Hoffnung
dass die Wege nach überall offen sind,
dass der Preis der Echtheit bezahlbar ist,
dass deine Seele eine grenzenlose Welt ist,
dass die leichten Auswege nur Umwege sind,
dass die Mut machende Zukunft schon begonnen hat,
dass das Weiche stark ist,
dass die Enttäuschung der Ausgangspunkt des Wachsens ist,
das ist die große Hoffnung, die wir wahrmachen durch unseren Glauben.
Wir haben erkannt, Glauben ist immer auch verbunden mit Suchen. Und wenn wir Suchende sind, dann gehört auch das Zweifeln dazu. Dies mag verwundern, aber wir sind damit in guter Gesellschaft, denn große Heilige sind auch immer große Zweifler gewesen. Glauben und Zweifel sind zwei Seiten einer Medaille.
Vom Gefunden-haben oder Festhalten ist in der Bibel wenig die Rede. Aber wir entdecken sehr viel über das Suchen:
Im Psalm 69 heißt es: „…denen, die Gott suchen, wird das Herz aufleben“.
Die Propheten sprechen vom suchenden Geist des Glaubens und in der Bergpredigt heißt es: „…sucht, so werdet ihr finden…“
Paulus sagt: Glauben heißt, überzeugt sein von Dingen, die wir nicht sehen.
Und damit sind wir auch ganz nahe am und im täglichen Leben: die meisten Dinge können wir nicht selbst überprüfen, wir glauben und vertrauen darauf, dass sie gut sind. Und das fängt schon beim Kauf eines Brotes an. Ich vertraue darauf, dass da gute Zutaten drin sind, die mir bekommen. Die Kette ließe sich beliebig fortsetzen. Wir sind auf das Wort Vertrauen gestoßen. Es ist ein wesentlicher Grundpfeiler.
Es ist auch hilfreich, auf die eigene Glaubensgeschichte zu schauen. Wir haben uns die Frage stellen: „Wie bin ich als Glaubender der geworden, der ich jetzt bin?“ Ich bin dankbar, dass ich dabei viele kleine Schritte und Mosaiksteine gefunden habe, die meinen Glauben bereichert haben. Unser Austausch dazu war ganz besonders intensiv und hat unsere Verbundenheit gestärkt.
Noch einige Schritte weiter sind wir gekommen, als wir uns die drei Dimensionen unseres Glaubens bewusst gemacht haben. Dazu ist folgende Dialogfrage hilfreich:
Mein Glaube, mein Zweifel, wie zeigt sich dies?
Wer bin ich z.Z. in meinem alltäglichen Leben als Glaubender / Zweifelnder?
- an mich,
- an andere Menschen,
- an Gott
Eigentlich sind es ja 3 Fragen. Wir haben sie nacheinander in einzelnen Dialogen behandelt. Man kann sich aber auch einfach einen Punkt heraus greifen.
z.B.: Mein Glaube an mich:
- Wie sehe ich mich selber?
- Woran glaube ich mit Blick auf mich?
- Wie stark ist mein Glaube an mich?
- Wie drückt sich mein Glaube an mich aus?
Ich, Wieland, hatte zunächst gestutzt bei dem Gedanken: Glaube an mich; Glaube an andere. Mir hat dann der Gedanke geholfen: Ich bin / die anderen sind auch Gottes gute Schöpfung. Da kann ich also auch gut meinen Glauben erleben.
Wir sind als Suchende, als Pilger unterwegs. Jetzt möchten wir Euch einladen, Eurem Glauben nachzuspüren. Geht einen ersten Schritt und schaut auf Euren persönlichen Glauben. Vielleicht ist es Euch möglich, in Eurer Dialoggruppe anderen Anteil daran zu geben. Wir können lernen, über unseren Glauben zu sprechen. Dies stiftet Gemeinschaft. Wir wünschen Euch, dass Ihr dies als großes Geschenk erleben könnt.
Dialogfragen zum Thema:
- Was fällt mir beim Stichwort -Glauben- ein? Wfim, wenn ich dir dazu schreibe?
- Mein Glaube, mein Zweifel, wie zeigt sich dies? Wfim, wenn ich dir dazu schreibe?
- Mein Glaube an mich:
a) Wie sehe ich mich selber?
b) Woran glaube ich mit Blick auf mich?
c) Wie stark ist mein Glauben an mich?
d) Wie drückt sich mein Glauben an mich aus?
Wfim, wenn ich dir dazu schreibe? - Mein Glaube an dich / andere:
a) Wer bist du für mich?
Ich halte mir vor Augen, wie wertvoll du bist.
b) Woran glaube ich mit Blick auf dich?
c) Wie stark ist mein Glauben an dich?
d) Wie drückt sich mein Glauben an dich aus?
Wfim, wenn ich dir dazu schreibe? - Mein Glaube an Gott:
a) Wer ist Gott für mich?
b) Woran glaube ich mit Blick auf Gott?
c) Wie stark ist mein Glauben an Gott?
d) Wie drückt sich mein Glauben an Gott aus?
Wfim, wenn ich dir dazu schreibe? - Wo bin ich heute (bzw. in den letzten Tagen) mit Glauben/ Zweifel mir selbst gegenüber in Berührung gekommen? Wfim, wenn ich dir dazu schreibe?
- Wo bin ich heute (bzw. in den letzten Tagen) mit Glauben/ Zweifel dir gegenüber in Berührung gekommen? Wfim, wenn ich dir dazu schreibe?
- Wo bin ich heute (bzw. in den letzten Tagen) mit Glauben/ Zweifel anderen Menschen gegenüber in Berührung gekommen? Wfim, wenn ich dir dazu schreibe?
- Wo bin ich heute (bzw. in den letzten Tagen) mit Glauben/ Zweifel Gott gegenüber in Berührung gekommen? Wfim, wenn ich dir dazu schreibe?
- Ich bin aus dem religiösen Glauben der Kindheit herausgewachsen. Wo und wie bin ich da gewachsen? Wfim, wenn ich dir dazu schreibe?
- Welche Erfahrungen haben mich geprägt? Die Geschichte meines Glaubens. Wfim, wenn ich dir dazu schreibe?
- Wie bin ich der geworden, der ich jetzt bin? Wfim, wenn ich dir dazu schreibe?
Konstanze und Wieland Wiederhold
Titelbild: K. und W. Wiederhold