2016/2 Unsere Beziehung im Alltag

Auf dieses Thema haben wir uns gefreut, da es uns die Möglichkeit bietet, unsere Wünsche an unsere Beziehung im Alltag und unsere Realität anzusehen.

Was bedeutet für uns der Begriff ‚Alltag‘ ?
Alltag ist für uns

  • Routinen, die sich wiederholen. Am Tag, in der Woche, usw.
  • Gewohnheiten, die sich etabliert haben zwischen uns, weil sie praktisch sind / Erfolg versprechen / uns vertraut sind / einen inneren Antrieb befriedigen oder weil wir sie so vermittelt bekommen haben und nicht „aus unserer Haut“ können.

In unserem Alltag zeigt sich das konkret:

  • Berthold bereitet stets das Frühstück – das ist einfach praktisch, denn er benötigt nur wenig Zeit im Bad.
  • Brigitte kümmert sich um die Kontakte mit Freunden – das ist ihr innerer Antrieb.
  • Sie kontrolliert jeden Abend die Medikamenten-Einnahme ihrer Mutter – da kann sie nicht aus ihrer Haut.

Diese Routinen schenken uns Sicherheit auf der Sachebene.
Wenn wir uns

  • Bei der morgendlichen Verabschiedung einen schönen Tag wünschen
  • Vom Tag erzählen oder schreiben und die Gefühle dabei nachfragen
  • beim Vater-Unser an die Hand nehmen
  • vor dem Einschlafen immer einen Kuss geben
  • dann sind das alltägliche Rituale, die unsere Beziehung auf der Gefühlsebene stärken.

Wir haben uns im Zeitungsteam gefragt: „Mit welcher Haltung möchte ich unsere Beziehung leben?“

Hier ein Auszug der gemeinsamen Sammlung:

  • Achtsamer, wohlwollender Umgang (mit mir und dir)
  • Unser Leben, Gedanken und Gefühlen miteinander teilen
  • Zu mir stehen und zu dir stehen
  • Einander ernst nehmen, Partner sein
  • Gemeinsame Zeit, Nähe & Zärtlichkeit
  • Ehrlichkeit, Offenheit, Verlässlichkeit, Treue
  • Gemeinsam unterwegs sein mit Gottvertrauen
  • Bewußte Verabschiedung in den Tag / vor dem Einschlafen
  • Mich zumuten und dich tragen

Im Alltag hilft uns diese Haltung oft, Kraft aus unserer Beziehung zu schöpfen. Manchmal aber werden wir unseren eigenen Idealen nicht gerecht.

Brigitte: Bei größeren Anschaffungen erleben wir unsere Unterschiedlichkeit sehr stark, manchmal gehen wir uns dann aus dem Weg und sind nicht ehrlich miteinander.
Viele Dialoge zu diesem Thema haben uns gezeigt: Wenn ich ehrlich und offen zu mir stehe und Berthold in seiner Art ernst nehme, dann erreichen wir eine gute Lösung. Beim Autokauf konnte ich ohne schlechtes Gewissen meine Wünsche äußern und Berthold hat mir seine Gedanken und Gefühle mitgeteilt. Da er meine Wünsche gehört hat, war es mir leicht mich auf seinen Weg einzulassen.
Hier ist einander ernst nehmen und Partner sein gelungen.

Ein anderes Beispiel:
In den letzten Monaten war Berthold beruflich sehr besetzt. Mit meinem Zuhören und meiner Aufmerksamkeit für ihn war ich zufrieden.
Teilweise unbemerkt stauten sich aber meine Sorgen und Ängste auf. Das teilte ich Berthold nicht mit, denn ich wollte ihn schonen.
Ich habe also entschieden, mich nicht zuzumuten und ihm von meinem Leben nur das Schöne zu zeigen. Wenn ich das ansehe, schäme ich mich, denn ich verweigere Berthold die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wie er mir begegnen möchte.

Berthold: Durch mein Elternhaus geprägt, übe ich eher Verzicht, als dass ich für meine Bedürfnisse einstehe. Meine Bedürfnisse einzufordern war mir lange Zeit Brigitte gegenüber schwer möglich.
Wenn ich nicht für meine Bedürfnisse einstehe, geht es mir nach einer Weile schlecht, ich erlebe dann Ärger und Enge in mir und werde in meinem Verhalten unleidig und eigensinnig. Es kommt dann vor, dass ich einfach etwas für mich tue und es Brigitte nicht einmal sage. Wenn ich darauf schaue, schäme ich mich.

Brigittes Gedanken und Gefühle werden häufig beruflich ausgelöst. Dann muss Sie diese Gedanken und Gefühle aussprechen und benennen können. Mir ist das manchmal zu massiv oder ich wünsche mir vielleicht andere Themen. Wenn ich offen für Brigitte bin, dann sehe ich, wie sehr sie gefangen ist und kann verstehen, dass ein anderes Thema wenig Sinn macht. Es käme wenig dabei heraus und die Gelegenheit Brigitte in ihrem akuten Befinden zu begleiten wäre auch dahin. Dies zu verstehen, macht mich frei und zufrieden.

Uns tut gut auf die Haltung zu schauen, die wir leben wollen. Und wir erkennen, dass es uns immer öfter auch gelingt. Das motiviert uns dranzubleiben.

Shalom
Brigitte und Berthold

Ein herzliches -Danke- sagen wir an dieser Stelle Brigitte und Berthold. Wir sind sicher, dass sie mit ihren Gedanken und Zeugnissen reichlich Anregung geben. So können wir auch mal einen aufmerksamen Blick auf unseren Alltag werfen und schauen, wie wir da Beziehung leben.

Wir grüßen Euch sehr herzlich – Shalom
Konstanze und Wieland Wiederhold


Dialogfragen zum Thema

Wir möchten euch ermuntern, über die Fragen auszutauschen:
„Welche Haltung ist mir wichtig mit dir in unserer Beziehung zu leben?“
Dann darüber nachzudenken
„In welchen Alltagssituationen fällt es mir schwer, meinem eigenen Anspruch gerecht zu werden?“
Und euch zu einer konkreten Alltagssituation den Dialog zu schenken:
„Wenn ich auf die konkrete Situation schaue, welchen konkreten Schritt möchte ich tun, um weiter an unserem Kunstwerk der Liebe zu bauen? Wfim, wenn ich das schreibe?“

Weiteren Dialogvorschläge:
  • Wie erlebe ich unseren gemeinsamen Alltag? Welche Gedanken und Gefühle möchte ich dir mitteilen?
  • Welche der Charismen von ME (Annahme, Herausforderung, Begleitung) sind in unserem Alltag besonders wichtig? Wfim?
  • Wo erlebe ich den Alltag in unserer Beziehung grau? Wfim?
  • Welche Rituale in der Beziehung zu dir / Familie / Freunden liegen mir besonders am Herzen? Wfim?
  • Ich denke an eine alltägliche Situation, in der du mich herausgefordert hast. Wie ist es mir in der Situation gegangen? Welche Gefühle spüre ich dazu jetzt beim schreiben?
  • Ich denke an eine alltägliche Situation, in der unsere Gewohnheiten mich beengt / geängstigt / … haben. Vertrauensvoll teile ich dir meine damaligen Gefühle mit.
  • Welche alltäglichen Rituale erlebe ich als Bereicherung für mein Leben? Wfim?
  • Was macht für mich unseren Alltag lebendig & bunt? Wfim?
  • Wenn ich höre, dass die Ehe ein Kunstwerk der Liebe ist, an dem beide ein Leben lang aktiv gestalten, welche Gedanken und Gefühle nehme ich wahr?
  • Wie erlebe ich dein Zuhören / deine Wertschätzung / … im Alltag? Welche konkrete Situation fällt mir dazu ein und welche Gefühle erlebe ich dazu heute?
  • Wie erlebe ich unser Miteinander, wenn wir Entscheidungen zu treffen haben? Wfim?
  • Welche Hindernisse erlebe ich im Alltag in meiner Beziehung zu dir / zur Familie / zu Freunden? Welche Gedanken und Gefühle nehme ich dazu bei mir wahr?

Titelbild: K. und W. Wiederhold, B. und G. Hunger;
Skulptur: B. Stötzel