Angefangen von unserer Romanze und unserem Ja-Wort bei der Hochzeit haben wir alle einen mehr oder weniger langen Weg hinter uns gebracht. Wichtige Stationen liegen auf diesem Weg:
- Der Ausgangspunkt – unsere Herkunftsfamilie
- Gemeinsame Wohnung, Hausbau, Umzüge…
- Berufseintritt, Veränderungen, Verlust der Arbeit, Ruhestand….
- Wir haben Kinder bekommen oder darauf verzichten müssen
- Wir mussten die Kinder loslassen: Kindergarten, Schule, Gründung einer eigenen Familie…
- Wir haben Freundschaften geschlossen und mussten manche Verbundenheit wieder abgeben…
- Unser Körper hat sich verändert…
Um weiterzugehen, mussten wir uns immer wieder von Orten, Menschen und Gewohnheiten verabschieden. Das war manchmal schmerzhaft, aber notwendig, um neue Chancen wahrzunehmen und uns weiterzuentwickeln.
Verändert hat sich im Laufe des Weges auch, wie wir in der Beziehung die drei Königswege – Sexualität, Dialog und Gebet – leben.
- Wir durchlaufen Phasen, in denen unsere Sexualität und Zärtlichkeit sich verändern.
- Es gibt Zeiten, in denen wir den Dialog intensiv pflegen, oder ihn vernachlässigen.
- Unsere Beziehung zu Gott, unser Glauben, sieht zurzeit vielleicht ganz anders aus als vor 10 Jahren.
Manche Wegstrecke haben wir zu zweit in Harmonie bewältigt, manche Abschnitte allein, und es hat auch die eine oder andere Sackgasse gegeben, die uns zur Umkehr gezwungen hat.
Wie haben wir diese Abschnitte gelebt?
Gemeinsam: Wir haben gute Erinnerungen daran, wie wir Freude, Herausforderungen oder Krisen zusammen erlebt haben.
Ein Beispiel: Nach dem Tod meines (Susannes) Vaters nahm Michael großen Anteil und unterstützte mich, indem er Fahrten und Behördengänge unternahm. Er war sofort bereit, meine Mutter mit in den Urlaub zu nehmen. Sein Verständnis half mir sehr, die erste Zeit der Trauer zu bewältigen.
Als wir die Einführungen für das Wochenende schrieben, haben wir zum ersten Mal bewusst unsere Verschiedenheit als positive Kraft erlebt. Michael war der Begeisterte, der nicht lange zögerte und sofort bereit war. Susanne war die Beharrliche, die zum Schreiben aufforderte und an Termine erinnerte. Das Wahrnehmen der eigenen Gefühle und die Annahme der Gefühle des Partners hat es uns ermöglicht, in dieser Situation Verbundenheit zu leben.
Allein: Wir geraten in eine Sackgasse, wenn wir z.B. eine Entscheidung ohne Rücksprache mit dem Partner treffen.
Als die ersten drei Kinder geboren und unsere berufliche Situation in Coburg unklar war, bot mein (Michael) älterer Bruder mir an, mit ihm zusammen in Aachen zu arbeiten. Die Gespräche bis zur Entscheidung führte ich nur mit meinem Bruder und informierte Susanne erst zum Schluss. Sie war äußerst verletzt, bei so einer wichtigen Entscheidung nicht beteiligt zu sein. Beinahe kam es zum Zerwürfnis.
Es hat uns geholfen, aus dieser Sackgasse herauszukommen, dass wir uns unsere Hilflosigkeit eingestanden und uns einigten, ein christliches Eheseminar zu besuchen. Dort haben wir Hilfe beim Gespräch angenommen, uns zugehört und eine neue Entscheidung für unsere Ehe getroffen. Insbesondere hat uns die Entscheidung, uns zu vergeben, zu mehr Gemeinsamkeit und einem Neuanfang verholfen.
In Verbundenheit: Wir haben verschiedene Aufgaben, Begabungen, Interessen, die sich nicht immer mit denen unseres Partners decken. Wie können wir zu einer guten Entscheidung finden, unsere Verschiedenheit zu leben, ohne uns als „Junggesellen“ zu verhalten?
Vor einigen Jahren habe ich, Susanne, mir einen Traum erfüllt und mit einer Freundin in den Alpen eine Hüttenwanderung gemacht. Michael hatte nicht die Zeit und Energie, dabei mitzumachen. Aber er hat meine Vorfreude geteilt und die ganze Tour begleitet, indem er jeden Tag im Internet unsere Wegstrecke mitverfolgte, sich über das Wetter informiert hat usw. Diese liebevolle Anteilnahme war für mich fast genauso schön wie die Tour selbst.
Auch wenn wir manche Interessen, Vorlieben oder Hobbys nicht teilen, können wir durch Mit-Teilen und Annahme in Verbundenheit leben.
„Alles, was ich tue, kann ein Weg zu dir sein, wenn ich es nur so tue, dass es mich zu dir führt.“ (Nach Martin Buber)
Wir hoffen, dass euch unsere Überlegungen anregen, euch den Fragen nach eurem eigenen Lebensweg zu stellen.
Wir wünschen euch einen guten Austausch beim Innehalten, Rückblick und Vorschau auf euren gemeinsamen Weg. Auf eure Beiträge und „Wanderberichte“ freuen wir uns sehr!
Shalom,
Hermann Pint mit Michael und Susanne Hübner
Dialogfrage zum Thema
„Alles, was ich tue, kann ein Weg zu dir sein, wenn ich es nur so tue, dass es mich zu dir führt.“ (Nach Martin Buber)
- Wovon mussten wir uns verabschieden auf unserem Lebensweg? Wie ist uns das gelungen?
- Wie hat der Dialog uns Halt und Richtung gegeben? Was haben wir daraus gelernt?
- Wann habe ich bewusst unsere Verschiedenheit wahrgenommen? Wie bin ich damit umgegangen?
- In welche Sackgassen sind wir im Laufe unseres Lebens geraten? Wie sind wir herausgekommen? Was hat uns geholfen?
- Welche Bedeutung hat die ME-Gemeinschaft auf unserem Lebensweg?
- Welcher Höhepunkt in unserer Beziehung ist mir wichtig? Wie habe ich ihn mit dir zusammen gelebt? Was hat mich unsere Verbundenheit spüren lassen?
- Ich bin mit meinem Körper unterwegs: ich erfahre körperliche Veränderungen, Krankheit, Abhängigkeit. Wie spüre ich diese Einflüsse auf meinem Weg? Wfim?
- Wir haben den Beginn eines neuen Abschnitts (Geburt, Arbeitsleben, Umzug…) erfahren. Wfim?
- In unserer Beziehung gehen wir einen gemeinsamen Weg, bringen aber verschiedene Erfahrungen mit. Wfim, wenn ich an meine Ursprungsfamilie denke?
- Unsere Kinder sind selbstständig geworden. Wie leben wir diesen neuen Abschnitt? Wfim?
- Unsere Familie hat sich vergrößert – Schwiegerkinder und Enkel. Wfim in dieser neuen Phase?
- Wir müssen einen Verlust bewältigen. Wfim?
- Du hast eine Veränderung zu tragen (eigene Herkunftsfamilie, deine Arbeit, dein Hobby, deine Gesundheit…). Wfim? Wie begleite ich dich?
- Wodurch ist unsere Beziehung auf dem Weg gewachsen? Wfim?
- Welche großen Stolpersteine lagen auf dem Weg? Was hat uns wieder zusammengeführt? Wfim?
- Ich denke an eine Situation besonderer Verbundenheit unterwegs. Wfim?
- Wfim, wenn ich an unsere Sexualität denke, so wie wir sie gerade leben?
- Welchen Weg haben wir im gemeinsamen Gebet gefunden? Wfim?
Titelbild: K. und W. Wiederhold; B. und G. Hunger;
Labyrinth: M. Pudlik; Skulptur: B. Stötzel