2017/4 Glauben-Hoffnung-Liebe

Es war einmal ein Mann, der hatte eine wunderbare Rinderherde. Der Mann liebte seine Kühe und führte sie jeden Tag auf die besten Weiden. Eines Morgens jedoch waren ihre Euter schlaff und leer. Er führte seine Herde am nächsten Tag auf saftigen Weidegrund. Er sah, wie die Tiere satt wurden, doch am folgenden Morgen hingen ihre Euter wiederum leer. Da trieb er die Kühe auf eine neue Weide, doch diesmal legte er sich auf die Lauer. Um Mitternacht sah er, wie sich eine Strickleiter von den Sternen heruntersenkte.

Auf ihr schwebten junge Frauen aus dem Himmelsvolk herab. Sie gingen zu den Kühen, um sie leerzumelken. Als der Hirt das sah, wollte er sie fangen. Die Frauen aber flohen. Es gelang ihm aber, eine von ihnen festzuhalten, die allerschönste. Die behielt er bei sich und machte sie zu seiner Frau. Die gemeinsame Arbeit machte sie reich, und er dünkte sich glücklich. Eines aber quälte ihn: Als er seine Frau eingefangen hatte, trug sie einen Korb bei sich. „Niemals darfst du da hineinschauen!“ hatte sie gesagt. „Wenn du es doch tust, wird uns großes Unglück treffen.“ Nach einiger Zeit vergaß der Mann das Versprechen. Als er einmal alleine im Hause war, sah er den Korb, zog das Tuch davon und brach in lautes Lachen aus. Als seine Frau heimkehrte, wusste sie sofort, was geschehen war. Sie schaute ihn an und sagte weinend: „Du hast in den Korb geschaut!“ Der Mann aber lachte nur und sagte: „Du dummes Weib, was soll das Geheimnis um diesen Korb? Da ist ja gar nichts drin!“ Aber noch während er dies sagte, wandte sie sich von ihm ab und wurde auf Erden nie wieder gesehen. Und wisst ihr, warum sie wegging? Sie ging nicht, weil er sein Versprechen gebrochen hatte; sie ging, weil er die schönen Sachen, die sie vom Himmel für ihr beider Leben mitgebracht hatte, nicht sehen konnte und darüber lachte.
Aus Afrika

Liebe ME – Paare und Priester!

Nach dem guten und schönen Treffen des Zeitungsteams (10.-12. März 2017) drängt es mich, einige Gedanken für alle aufzuschreiben.

Heinz Weigand schreibt in seiner Überlegung zur Frohbotschaft Gottes:

„Gott hat sich gegen uns nicht abgesichert.  Er hat gesagt : Ich werde ihnen völlige Freiheit lassen, aber ich werde sie so sehr lieben, ich werde ihnen so oft verzeihen, ich werde so geduldig an ihnen leiden, dass sie schließlich zur Liebe erwachen, mit der ich sie liebe.“

Gottes Liebe ist wie eine sich verströmende Quelle.  Wir ehren diese Quelle, wenn wir von ihr trinken, immer wieder zu ihr gehen und um seine Liebe und Kraft bitten, unseren eigenen Liebesauftrag zu erkennen und auszuführen.

„Suchet zuerst das Reich Gottes“ – sagt Jesus!  Suchet zuerst diese Quelle auf und lasst euch seine Liebe im Überfluss ins Herz gießen.  Dann bringt ihr den Menschen Hoffnung.

Ein Wort von Edith Stein hilft mir die Beziehung mit dem liebenden Vater zu vertiefen.  Sie sagt: „Was Gott von dir will, das musst du Auge in Auge mit ihm zu erfahren suchen.“

 

Gott will dich ganz füllen mit seiner Liebe, er will dein Herz öffnen für die Not bei den Menschen.  Er will deine Hände zu schenkenden Händen machen.  Wer echt betet, öffnet sich Gottes Liebe.  Wer mit Gott überlegt, wird erkennen, wohin er diese Liebe fließen lassen soll.  Überall, wo der Mensch Liebe sät, wächst Hoffnung bei den Menschen, wächst auch der Glaube, dass Gott mich braucht und mich einsetzen will für die anderen.

Josef Krasenbrink schaut auf Vers 11.1 des Hebräerbriefes und sagt : „Glaube ist : Überzeugt sein von Dingen, die man nicht sieht – wer davon nicht überzeugt ist, dass er mit Dingen lebt, die er nicht sieht, betrügt sich und sein Leben.“
Wovon lebst du?  Lebst du von der Liebe, vom Vertrauen, von der Zuversicht, von Treue, die du schenkst, mit der du beschenkt wirst?
Dinge, die man nicht sieht, Dinge, die man nicht wiegen kann, die man nicht horten kann, die nur leben helfen, wenn man sie lebt!
Die Dinge, die man nicht sieht, die wir zum Leben brauchen, können wir nicht aufbewahren.
Wir müssen darauf vertrauen, dass sie uns jeden Tag neu geschenkt werden.

Glaube und Leben ist: Überzeugt sein von Dingen, die man  nicht sieht.

Andreas Knapp, ein geistlicher Priester, sagt es so:
„Ich lebe davon, dass Gott an mich glaubt.
Ich baue darauf, dass Jesus mich hält.
Ich traue dem Hl. Geist, dass er uns tiefer verbindet, als wir uns denken können.“
         Hermann Pint 

Es tat gut, uns mit Hermann zusammen mit dem Thema Glauben zu befassen.

Für uns bedeutet glauben Sehnsucht haben, nicht feste Glaubenssätze. Glauben ist für uns dynamisch, nicht statisch. Unsere Sehnsucht ist, einen gemeinsamen religiösen Weg zu gehen, gemeinsam zu beten und gemeinsam Gott zu suchen.

Beim Lesen des Textes von Heiz Weigand(siehe oben) merkten wir: Noch viel konkreter und herausfordernder wird das Thema „Glauben“ für mich, wenn ich statt „Gott“ „ich“ oder „du“ einsetze.

Auf unsere Paarbeziehung übertragen: Ich habe mich nicht gegen dich abgesichert. Ich werde dir völlige Freiheit lassen, aber ich werde dich lieben, ich werde dir verzeihen, ich werde geduldig mit dir leiden.

Das ist nichts anderes als unser Eheversprechen. Ich glaube an dich, ich hoffe auf das Fortdauern unserer Liebe, ich entscheide mich zum Lieben. Ich brauche es auch, dass andere an mich glauben. Nur so kann ich daran glauben, dass ich auch mit meinen Fehlern geliebt werde und an mich selbst glaube.

Hoffnung ist nicht Wunsch oder Erwartung. Z.B. ich hoffe, dass wir noch viele schöne Reisen machen können, oder ich hoffe, dass Michael lernt, den Haushalt so zu machen, wie ich es für richtig halte.

Hoffnung ist eher die Sehnsucht, so wie wir sie in der 7. Einführung des Wochenendes beschreiben. In Bezug auf dich heißt es: dich so sehen, wie Gott dich gemeint hat – das bedeutet, die Hoffnung nicht aufzugeben. Ich (Susanne) hoffe, dass wir einander nahe bleiben, auch wenn ich im Alter weniger attraktiv und vielleicht krank werde. Ich hoffe, dass wir auch dann gut miteinander leben werden, wenn die Umstellung meiner Pensionierung eines Tages ansteht. Ich hoffe auch, dass du meine Panikstimmung aushältst und annimmst, wenn es viele Termine zu bewältigen gibt. Und ich hoffe, dass in mir selbst etwas wächst, dass ich den Mut zu Entscheidungen finde. Ich hoffe, dass aus dem, was ich tue etwas Gutes erwächst.

Ich (Michael) hoffe, wir bleiben uns körperlich nahe und finden uns attraktiv. Auch wenn ich alt und runzelig werde, hoffe ich, du hältst mich aus. Am meisten hoffe ich, dass unsere Suche nach Gott und Jesus Christus ein gemeinsames Anliegen bleibt. Gerade in letzter Zeit haben wir durch unsere Konfessionsverschiedenheit unsere großen Unterschiedlichkeiten im religiösen Bereich wahrgenommen. Ich hoffe, wir bleiben weiter auf einem gemeinsamen Weg.

Hoffnung bezieht sich nicht auf Planungen, sondern auf meine Sehnsucht nach Annahme und Verständnis, nach Wertvollsein und Geliebtsein.

Liebe ist das, was wir täglich tun, wenn wir uns zu kleinen Schritten aufeinander zu entscheiden.

Wenn ich (Susanne) beim Frühstück die Zeitung aus der Hand lege, um Michael zu fragen, wie es ihm geht und seiner Tagesplanung zuzuhören. Wenn ich beim Mittagessen trotz meiner Müdigkeit mich öffne und mitteile, was mich bewegt, wenn ich bei seinen langen, schwärmerischen Reden über theologische, gesangliche oder juristische Themen nicht nur den Inhalt höre (den ich vielleicht gar nicht nachvollziehen kann), sondern seine Begeisterung, und mich darüber freue.

Ich (Michael) entscheide mich, Susanne zu lieben, wenn ich auf meine Gerechtigkeitsprinzipien verzichte. Nicht: „wie du mir, so ich dir“, sondern „wie Gott mir, so ich dir“.  Ich beantworte nicht Gleiches mit Gleichem.

Wenn ich Susanne öfter mal massiere, erwarte ich nicht, dass sie mich genauso oft massiert.

Ich entscheide mich, über meinen Schatten zu springen, denn jeder ist anders und braucht etwas anderes. Hier fallen mir die Worte Jesu ein: “Mein Joch ist leicht“, denn ich habe selbst die größte Freude, wenn es mir gelingt, über meinen Schatten zu springen.

Glaube– Hoffnung– Liebe wirken zusammen und lassen sich gar nicht trennen.

Wenn Michael jetzt immer mehr im Kloster ist als Pförtner, in der Choralschola, beim dortigen Kirchenchor, bei Projektchören, Messen, Andachten….  habe ich schon manchmal Angst, dass seine Prioritäten nicht mehr die Familie und vor allem nicht mehr ich bin. Ich glaube aber trotzdem fest daran, dass es ihm guttut und diese Art zu leben ihn glücklich macht. Ich habe die Hoffnung, dass er sich nicht von mir entfernt und dass er Erfüllung in seinem Engagement findet. Ich liebe ihn, also lasse ich ihm die Freiheit, diesen Aktivitäten nachzugehen, interessiere mich dafür, was er da lebt, freue mich mit ihm und öffne mich, wenn ich ihm meine eigenen Ängste mitteile.

Ich stelle fest, dass Michael seit seinem Engagement ausgeglichener, aufmerksamer und in sich ruhend geworden ist. Ich profitiere davon und wir kommen uns dadurch wieder ein Stück näher. Glaube – Hoffnung – Liebe sind Antriebe oder Haltungen, die uns im Zusammenleben glücklicher machen, wenn wir danach handeln. Mein Handeln ist kein „Opfer“, weil unser Miteinander so viel erfüllter ist.

Shalom,
Susanne und Michael Hübner


Dialogfragen:
  • „Glauben ist ein Geschenk.“  Wfim, wenn ich diesen Satz höre?
  • „Beten kommt vor Glauben.“ Wfim, wenn ich diesen Satz höre?
  • Welche Erfahrungen habe ich gemacht, die ich als das Wirken Gottes deuten kann? Wfim?
  • Ich glaube daran, dass du mich annimmst, so wie ich bin. Vertrauensvoll teile ich dir ein schweres Gefühl mit.
  • „Hoffnung ist nicht Wunsch oder Erwartung.“ Was bedeutet für mich Hoffnung in unserer Beziehung? Wfim bei meiner Antwort?
  • Hoffnung bezieht sich nicht auf Planungen, sondern auf meine Sehnsucht nach Annahme und Verständnis, nach Wertvollsein und Geliebtsein. Wfim, wenn ich dir dazu schreibe Satz?
  • Was erhoffe ich mir, was ersehne ich, wie wir in zehn Jahren miteinander leben werden? Wfim?
  • Wo habe ich es schwer, dich mit deinen Gefühlen anzunehmen (dich zu lieben)? Wfim?
  • Wo habe ich den Mut gehabt, in einer Konfliktsituation auf dich zuzugehen (mich für die Liebe zu entscheiden)? Was hat mir dabei geholfen? Wfim?
  • Wie gehe ich mit unserer Unterschiedlichkeit im Umgang mit Freizeit (Finanzen / Kindererziehung / Haushalt / …) um? Wfim?
  • Lieben ist, dich so anzunehmen, wie du bist. Wo habe ich mich vor Kurzem bewusst zum Lieben entschieden? Wfim?

Titelbild: K. und W. Wiederhold, B. und G. Hunger