„Liebe besteht nicht darin, dass man einander anschaut, sondern dass man gemeinsam in die gleiche Richtung blickt.“ Dieser Ausspruch von Antoine de Exupery wird oft auf Glückwunschkarten für eine Hochzeit zitiert und ist auch Thema beim ME-Wochenende. Verliebte sind in der Anfangszeit so sehr voneinander begeistert, dass sie nicht aufhören können, sich anzuschauen. Später auf dem gemeinsamen Weg als Paar, merkt man häufig, dass die Blickrichtungen in Bezug auf das Weiterlaufen nicht übereinstimmen. Man geht davon aus, dass der andere die Dinge auch so sieht wie man selbst. Es kann ja gar nicht sein, dass er oder sie anders denkt und fühlt. Wenn nach der anfänglichen Verliebtheit der Blick wieder klarer wird und der Alltag sich breit macht, dann stellt man häufig fest, dass die Blickrichtungen auf wesentliche und unwesentliche Bereiche des Lebens unterschiedlich sind. Das kann ungemütlich werden. Nun ist es ja so, dass wir gerade aus der Unterschiedlichkeit der Sichtweisen ganz viel lernen können. Etwas einmal aus einer anderen Perspektive anzuschauen, weitet unseren Horizont und hilft uns zu wachsen. Leider ist es aber so, dass nicht alle Menschen dazu bereit sind. Viele Menschen fühlen sich unverstanden, wollen sich nicht von ihrer Meinung abbringen lassen oder verstehen einfach nicht, warum der andere so stur ist. Bei ME gibt es das schöne Bild von den beiden Eseln, die einen Karren ziehen sollen, aber in unterschiedliche Richtungen laufen wollen. So kommt man natürlich nirgendwo hin.
Hans-Dieter und ich sind dankbar, dass wir in elementaren Fragen des Lebens tatsächlich in eine gemeinsame Richtung schauen und oft gar nicht über Entscheidungen diskutieren müssen, weil wir einer Meinung sind. Bei Kleinigkeiten und nicht wirklich erwähnenswerten Situationen des Alltags war das aber in unseren Anfängen ganz anders. So konnten wir uns tagelang streiten, ob die Wäsche in den Wäschekorb gehört oder ob sie auch auf dem Stuhl neben dem Bett liegen bleiben darf. Im Laufe unseres gemeinsamen Lebens hat sich immer mehr herausgestellt, dass wir in den wirklich wichtigen lebensentscheidenden Situationen auf einer Wellenlänge sind. Das empfinden wir als sehr angenehm und dafür sind wir unendlich dankbar. Auch die Themen bezüglich von Wäschekörben oder Zahnpasta-Tuben sind für uns inzwischen keine mehr, da wir im Laufe der Jahrzehnte so viele wirklich elementare Situationen gemeinsam bewältigt haben, dass wir über diese kleinen Themen nicht mehr stolpern müssen. Manchmal können wir sogar darüber lachen, wenn uns doch noch einmal eine solche Situation einholt, wie z. B. ob die Stuhlkissen auf der Terrasse schon weggeräumt werden können oder eher doch noch nicht. Beim gemeinsamen Blicken in die gleiche Richtung haben wir aber nie vergessen, uns regelmäßig liebevoll anzuschauen.
Wir laden Euch ein, Euch im Dialog über Blickrichtungen auszutauschen.
Mögliche Dialogfragen können sein:
- Bei welchen Themen schauen wir in die gleiche Richtung?Wfim, wenn ich dir davon schreibe?
- Gibt es eine Situation, in der wir in unterschiedliche Richtungen schauen? Wie geht es mir damit und wfim, wenn ich jetzt darüber nachdenke?
- Wir schauen in verschiedene Richtungen. Was würde mir helfen, meinen Blickwinkel zu verändern? Wfim dabei?
Herzlichst
Brigitte und Hans-Dieter
Foto: © Brigitte & Hans-Dieter