Vor einiger Zeit fragte mich unser fünfjähriger Sohn: „Warum ist das eigentlich wichtig mit dem Glauben? Was bringt das?“
Ich konnte nicht sofort antworten. Und so stellten wir uns selbst die Frage:
Was bedeutet die Tatsache, dass ich als Glaubende(r) lebe und liebe für die Welt, in der ich lebe?
Glauben in der Welt
In einem Ersten Schritt fragten wir uns:
Wo zeigt sich mein Glauben, wo erlebe ich Glauben in der Welt?
Am offensichtlichsten zeigt sich unser Glaube im Gebet und im Gottesdienst.
Tagtäglich jedoch zeigt er sich in Beziehungen zu anderen und in der Haltung, mit der ich anderen begegne: In meiner Wertschätzung, Dankbarkeit, meiner Haltung der Annahme, Achtsamkeit und Liebe.
Erlebbar wird unser Glaube für Kinder, Eltern, Freunde und Kollegen, wenn ich sie in den Blick nehme, ihnen meine Zuneigung zeige.
Auch in unserem Wirken bei ME zeigt sich unser Glaube: im Liebesbrief, in der Dialoggruppe, bei ME-Treffen und am Wochenende.
Erlebbar wird für mich der Glaube anderer, wenn ich in der Begegnung mit Miriam/Christoph oder anderen mir nahestehenden Menschen spüren darf, dass ich geliebt bin. Das schenkt mir dann oft eine besondere Energie. Ich tue im Alltag dieselben Dinge wie immer. Aber ich fühle mich dabei freier, entspannter, kreativer, offener.
Glaube lebt also da, wo ich Beziehung lebe.
Glauben für die Welt
In unserem zweiten Schritt überlegten wir:
Was bewirkt dieser Glauben für die Welt?
Im Teilen und im Zuhören erleben wir Glauben.
Glauben lebt da, wo ich die Energie, die mir durch die Liebe und Zuneigung anderer und durch meine Geborgenheit in Gott geschenkt wurde, weitergebe.
Durch den Glauben entstehen Offenheit, Nähe, Vertrauen. Es wachsen Verbundenheit, Hoffnung und Kraft. Auch Schmerz hat seinen Platz.
Greifbar wird der Glaube oft da, wo wir anderen Zeit und Aufmerksamkeit schenken, sie begleiten, da sind für andere, sie nicht alleine lassen.
Die Liebe und Zuneigung, die wir schenken, geht Hand in Hand mit der Liebe Gottes.
Wo wir Beziehung leben, leben wir Glauben.
Die Liebe Gottes fließt durch unser Leben
„Das ist das Zeugnis von Ehepaar N.: Sie verbindet eine tiefe Liebe zueinander. Sie schenken auch anderen von dieser Liebe weiter. Sie sind nicht die Liebe selbst, doch sie legen Zeugnis ab für die Liebe. Und diese Liebe ist Gott.“
(aus M.-T. und H. Brantzen: „Mit Dir gelingt’s. Als Paar das Evangelium leben, Bd. 3)
Lieben im Namen Gottes übersteigt unsere eigene Kraft. Aber wir dürfen uns beschenken lassen von der Kraft und dem Geist Gottes, darauf vertrauen, dass uns Kräfte zuwachsen und Gott bei uns ist.
In der Bibel heißt es: „Du bist gesegnet und Du sollst ein Segen sein.“ (1. Mose 12,2) Was wir empfangen haben, sollen wir weitergeben.
Auch bei der Trauung gibt es diesen Sendungsauftrag: „Geht und seid Zeichen für Christus.“
Die Liebe Gottes fließt durch unser Leben – Gottes Liebe wird durch unsere menschliche Liebe sichtbar.
Und so kann ich meinem Sohn sagen: „ Wenn Du spürst, wie ich Dich lieb habe, spürst Du auch, wie Gott Dich liebt. Und Du kannst auch andere liebhaben. Andere lieb haben, wie Du selbst geliebt wirst, das ist Glauben. Und das ist wichtig, weil die Welt dadurch jedesmal ein bisschen schöner wird.“
Mirjam Schwörer und Christoph Ernst
Dialogfragen zum Thema:
- Glauben in der Welt
- Wo konkret zeigt sich mein Glauben? Wfim?
- Wo erlebe ich Glauben in der Welt? Wfim?
- Glauben für die Welt
- Wo erleben andere meinen Glauben? Wfim?
- Was bewirkt dieser Glaube für die Welt? Wfim?
- Wie lassen wir unseren Glauben als Paar hören, sehen, spüren? Wfim?
- Zu wissen, dass Du mich liebst – macht das einen Unterschied für meine Beziehung zu anderen Menschen? Wfim?
- Wo konkret bedeutet die Tatsache, dass ich als Glaubende/r lebe und liebe einen Mehrwert für die Welt, in der wir leben? Wfim?
- Wann konkret bedeutet die Tatsache, dass ich in Gottes Namen lebe und liebe einen Mehrwert für die Liebe, die ich zu anderen habe? Wfim?
- Die Liebe Gottes fließt durch unser Leben
- „Die Liebe Gottes fließt durch unser Leben.“ Wo erlebe ich das konkret? Wfim?
- Aus meinem Glauben erwächst eine Haltung, die Auswirkungen auf mein Tun in dieser Welt hat. Wfim, wenn ich das höre?
- Wir legen mit unserer Liebe Zeugnis ab für die Liebe Gottes. Wfim, wenn ich diesen Satz höre?
- „Du bist gesegnet und Du sollst ein Segen sein.“ (1. Mose 12,2) Wfim, wenn ich das höre?
- Wo konkret erlebe ich, wie Gottes Liebe durch mich auf andere wirkt? Wfim?
- Bei unserer Trauung haben wir gehört: „Geht und seid Zeichen für Christus.“ Was bedeutet mir dieser Auftrag? Wfim?
- Wo konkret erkenne ich Gott im anderen, in dessen Haltung der Annahme, Dankbarkeit, Wertschätzung? Wfim?
- Lieben im Namen Gottes übersteigt unsere eigene Kraft. Wir dürfen uns beschenken lassen von der Kraft und dem Geist Gottes. Wfim, wenn ich das höre?
Titelbild: K. und W. Wiederhold