Heilsame Unterbrechung

Vor einigen Tagen fiel uns ein Text in die Hände, wo es um die Fastenzeit geht und dabei der Gedanke, dass diese Zeit ja eine heilsame Unterbrechung sein kann. Dieser Gedanke hat uns sofort fasziniert. Unser Alltag ist angefüllt mit großen und kleinen Aufgaben. Sie sind dicht an dicht aufgereiht wie auf einer Perlenkette. Und in dieser Dichte ist oft kaum Platz oder Freiraum für mich selbst. Wie wäre es, wenn ich mich da für eine Unterbrechung entscheiden könnte?

Eine Unterbrechung schafft eine Lücke. Dies ist eine Chance, dass ich zu mir selbst vordringe oder auch dass Gott in diese Lücke eindringt. Der Theologe Johann Baptist Metz hat dies so ausgedrückt: Unterbrechung ist “die kürzeste Definition von Religion“. Eine Lücke ist auch manchmal der Platz für eine Überraschung.

Nun muss diese Unterbrechung nicht gleich die ganze Fastenzeit sein. Im Alltag ist das Konzept mit den kleinen Schritten oft leichter umsetzbar und wir können uns Frust ersparen, wenn wir große Sprünge planen, aber dann gar nicht erst abheben.

Wieland: Für mich ist eine wichtige Unterbrechung, wenn ich nach dem Vorbereiten des Frühstücks erst mal einige Momente ganz ruhig am Tisch sitze und den Tag beginnen lasse.
Eine Unterbrechung ist auch dann, wenn ich unsere Kerze auf dem Tisch entzünde und dabei besonders an einen Menschen denke, der es gerade schwer hat.
Ich erlebe die Unterbrechung als heilsam, wenn ich merke, jetzt erdrückt mich die Fülle der Aufgabe gleich und ich setze ein Stopp. Dann nutze ich den Freiraum zum Durchatmen, komme zur Ruhe und komme wieder zu mir selbst.

Konstanze: Meine Routine unterbreche ich gern mit einem Spaziergang, dem Betrachten der Natur, dem Erfreuen an den Frühlingsblühern. Dies ist für mich eine heilsame Unterbrechung. Oft gehen wir gemeinsam und machen uns gegenseitig aufmerksam. Da bin ich voll Freude und Dankbarkeit.
In unseren Tagesablauf haben wir ganz bewusst eine „Trinkpause“ eingebaut,
weil wir uns sonst öfter aus den Augen verloren hatten.
Da können wir uns begegnen, austauschen wo jeder gerade ist, einander Anteilgeben und bewusst die nächsten kleinen Schritte setzen. Es ist für mich wie ein Atemholen.
So ist für mich der Sonntag auch immer eine ganz bewusste Unterbrechung, da ist Zeit für den Gottesdienst, für Besuch, für Lesen, einfach Zeit für mich…
Auch der Dialog ist für mich eine heilsame Unterbrechung im Alltag.

Wir haben jetzt zwei Dialogfragen vorbereitet, die Euch helfen können, mit einer Unterbrechung in Kontakt zu kommen, die Euch gut tut.

  • Welche heilsame Unterbrechung in meinem derzeitigen Alltag fällt mir ein? Wfim, wenn ich dazu schreibe?
  • Welche heilsame Unterbrechung wünsche ich mir für meinen Alltag?
    Wfim, wenn ich dazu schreibe?

Mit einem herzlichen Gruß und SHALOM
Konstanze und Wieland

Foto: © Wieland Wiederhold