Nur ein Hauch?

Im Evangelium zu Pfingsten (Joh 20,19-23) lesen wir, dass die Jünger Jesu sich eingeschlossen haben, aus Angst vor Verfolgung. Dann tritt der auferstandene Jesus in ihre Mitte. Er durchbricht Mauern, Schlösser und Türen und ist einfach da. Jesus spricht den Jüngern den Frieden zu und sagt: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“  Danach haucht er sie an und sagt: „Empfangt den Heiligen Geist.“ Hier empfangen die Jünger den Heiligen Geist auf eine andere Weise als wir in der Apostelgeschichte (Apg 2,1-11) erfahren: Nicht wie ein stürmisches Brausen und Feuer, sondern es ist eine stille und intime Geste. 

Uns geht es auch manchmal so wie den Jüngern, dass wir uns verschließen vor anderen, z.B. weil wir Angst haben, von ihnen abgelehnt zu werden, sie zu enttäuschen oder zu verletzten. 
Auch im Paar erleben wir Situationen, in denen wir uns voreinander verschließen. Wenn ich, Marie-Theres, z.B. eine andere Meinung als Uwe habe, fällt es mir manchmal schwer, diese zu äußern aus Angst vor einer Auseinandersetzung und ich befürchte, mit meiner Meinung abgelehnt zu werden. Dann bin wie verschlossen. Aber auch, wenn ich schwere Gefühle habe, fällt es mir schwer, mich Uwe zu öffnen, aus Angst ihn damit zu belasten. 
Ich, Uwe, bin Marie-Theres gegenüber verschlossen, wenn ich Sorge um Harmonie oder um „gute Stimmung“ habe. Manchmal geht es mir körperlich nicht gut, Verspannungen im Rücken plagen mich, oder ich fühle mich hilflos, wenn ich an Marie-Theres Mutter denke, die nach einer schweren Erkrankung nun in der Reha ist und wir nicht wissen, was danach ist. All das lässt mich sprachlos sein und ich verschließe mich aus Angst, dass die gedrückte Stimmung uns beide weiter herunterzieht. 

Was hilft uns dann, uns zu öffnen? Wie können wir unsere Ängste überwinden? Manchmal brauchen wir einen Impuls von außen wie die Jünger durch den Hauch von Jesus. 
Mich, Marie-Theres, fasziniert, dass Jesus in die Verschlossenheit der Jünger eintritt. Das heißt für unsere Beziehung, dass Jesus in unserer Mitte ist und auch in unsere verschlossenen Herzen kommt.  Er schenkt uns seinen Hauch, den Atem Gottes, wenn wir aus eigener Kraft nicht weiterkommen. Wenn ich mir das bewusst mache, fühle ich mich wie befreit und bestärkt. Dies erlebe ich oft in unseren Dialogen. Dann spüre ich eine andere Dimension als wenn wir mündlich austauschen. Wenn ich anfangs nicht recht weiß, was ich schreiben soll, aber einfach drauflos schreibe, bin ich hinterher erstaunt, wie langsam aus mir die Gefühle hervortreten und ich mehr Klarheit bekomme. Dann spüre ich, dass da noch eine andere Kraft am Werk ist. Wenn Uwe mir ganz zugewandt ist, mir zuhört und mich einfach annimmt, spüre ich den Hauch des Heiligen Geistes zwischen uns.
Ich, Uwe, bleibe an diesem intimen Moment des Hauchens hängen. Es ist nur ein Hauch, also nicht viel. Aber dennoch alles. Es braucht nicht viel, meine Angst zu überwinden. Oft nur das Vertrauen, dass Gott uns nie alleine lässt und dass ich mich nur öffnen muss für seinen Geist. Dazu hilft uns auch das gemeinsam Gebet.

Wir laden euch zum Dialog zu folgenden Fragen ein:

  • Welche Gedanken und Gefühle bewegen mich, wenn ich das Evangelium zum Pfingstfest lese? Wfim, wenn ich dir das schreibe?
  • Wann bin ich verschlossen? Was hilft mir, mich zu öffnen? Wfim?
  • Wo erlebe ich gerade Ängste? Wfim, wenn ich dir das mitteile?
  • In welchem Bereich brauche ich gerade den „Hauch“ des Heiligen Geistes – neue Lebendigkeit, Lebenskraft, Mut, Frieden? Wfim?
  • In welcher Situation habe ich in letzter Zeit den Hauch des Heiligen Geistes in unserer Beziehung erlebt? Wfim, wenn ich dir das mitteile?

Wir wünschen euch gesegnete Pfingsten.
Mit einem herzlichen Shalom,
Marie-Theres und Uwe

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